Abgeschlossene Projekte

 

 


Fanhausrenovierung“

In den letz­ten Jah­ren haben wir an die­ser Stel­le wie­der­holt auf  den maro­den Zustand des Fan­hau­ses und den eher „schmud­de­li­gen Charme“ unse­res HSV-Fan­haus-Treff­punk­tes hin­ge­wie­sen. Das soll­te sich in der abge­lau­fe­nen Sai­son grund­le­gend ändern. Mit dem ein­zig­ar­ti­gen Pro­jekt gelang es uns, gleich „meh­re­re Flie­gen mit einer Klap­pe zu schla­gen“: Wir konn­ten eine umfang­rei­che Finan­zie­rung unter­schied­lichs­ter Part­ner und För­de­rer sicher­stel­len, eine gro­ße Grup­pe Fans von Anfang an in die Pla­nung und Gestal­tung ein­be­zie­hen, eine in ihrem Erfolg beein­dru­cken­de Spen­den­ak­ti­on initi­ie­ren, Fans als akti­ve Hel­fer in die Arbei­ten mit ein­bin­den und letzt­lich das Fan­haus von Grund auf sanieren.

Das HSV-Fan­pro­jekt hat seit fast 20 Jah­ren sei­nen Sitz in dem Haus, d.h. wir haben unse­re Büros (im 1.Stock), unser Trä­ger „Ver­ein Jugend und Sport e.V.“ und die Geschäfts­füh­rung ist im 2. Stock unter­ge­bracht, das von uns betrie­be­ne „Fan­haus“ mit einer Flä­che von ca. 105 qm befin­det sich im Erd­ge­schoss. Die Räum­lich­kei­ten bestehen aus drei grö­ße­ren Räu­men (jeweils 25–30 qm groß), einer „Küche“ (ca.10 qm), getrenn­ten Frau­en- und Män­ner­toi­let­ten und einem gro­ßen Flur (ca. 20 qm). Die­sen Bereich galt es nun zu sanie­ren bzw. neu zu gestalten.

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Dazu benö­tig­ten wir finan­zi­el­le Mit­tel, zunächst war also das Finan­zie­rungs­kon­zept abzu­klä­ren. Anfang Janu­ar 2007 hat­ten wir aller­dings einen ers­ten Kon­takt zu einem mög­li­chen Unter­stüt­zer bzw. Spon­so­ren, der Hols­ten­braue­rei bzw. die Hols­ten AG. Hols­ten signa­li­sier­te die Bereit­schaft, uns bei der Fan­haus­sa­nie­rung zu unter­stüt­zen. Davon aus­ge­hend spra­chen wir den „Ham­bur­ger Weg“ an bzw. nah­men Kon­takt mit dem HSV-Ver­mark­ter „Sport­fi­ve“ auf, wel­cher die Betreu­ung der Part­ner des „Ham­bur­ger Weg“ inne­hat. Die Hols­ten-AG ist einer der fünf Haupt­spon­so­ren inner­halb die­ses Spon­so­ren­bünd­nis. „Der „Ham­bur­ger Weg“ ist ein kom­plett neu­ar­ti­ges Spon­so­ring-Kon­zept, auf des­sen Basis der Ham­bur­ger SV gemein­sam mit ansäs­si­gen Unter­neh­men ein kla­res Bekennt­nis zur Stadt able­gen und die Bedeu­tung Ham­burgs als Sport­stadt auf euro­päi­schem Niveau nach­hal­tig unter­strei­chen wird. Ein wesent­li­cher Aspekt der Initia­ti­ve ist dabei, sozia­le Ver­ant­wor­tung für die The­men und Men­schen der Stadt zu über­neh­men und aus­ge­wähl­te Pro­jek­te zu unter­stüt­zen“ (Aus­zug von der HSV-Home­page). Nach eini­gen wei­te­ren Kon­tak­ten und Gesprä­chen konn­ten wir schließ­lich drei För­de­rer als Part­ner gewin­nen: So sag­ten uns Ver­tre­ter des „Ham­bur­ger Weg“, der Hols­ten­braue­rei und der Stadt Ham­burg finan­zi­el­le und mate­ri­el­le Unter­stüt­zung zu und finan­zier­ten das Grundkonzept.

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Ange­sichts des Zustan­des des Fan­hau­ses rech­ne­ten wir mit Kos­ten von ca. 15000 €, da der kom­plet­te Fuß­bo­den erneu­ert, die Sani­tär­ein­rich­tun­gen umge­baut  und diver­se Mau­rer- und Maler­ar­bei­ten vor­ge­nom­men wer­den muss­ten. Außer­dem soll­te das kom­plet­te Mobi­lar aus­ge­tauscht wer­den. Nach den ers­ten Kos­ten­vor­anschlä­gen von Fir­men für grund­sätz­li­che Arbei­ten (Fuß­bo­den, Sani­tär, Mobi­lar) muss­ten wir unse­re finan­zi­el­len Pla­nun­gen aller­dings deut­lich erwei­tern und rech­nen mitt­ler­wei­le mit einem gesam­ten Volu­men von ca. 22000 € (Stand 16. Juli 07).
Kurz nach­dem wir ers­te infor­mel­le Zusa­gen unse­rer Spon­so­ren beka­men, hat­te sich eine Grup­pe von 12 enga­gier­ten Fans zusam­men gefun­den, die im wei­te­ren Ver­lauf als „Fan­haus-AG“ die Pla­nun­gen über­nahm und schließ­lich in der prak­ti­schen Pha­se mit umset­zen half. Die Fan­haus-AG setz­te sich vor allem aus Mit­glie­dern der Nut­zer­grup­pen des Fan­hau­ses zusam­men (Cho­sen Few, E‑Block-Giants, Out­si­ders), die Grup­pe „Pop­town“ war zunächst nicht dabei. Dazu setz­ten wir fol­gen­de Rahmenbedingungen:

  • Ent­schei­dun­gen zur Umge­stal­tung wer­den im Kon­sens mit den Nut­zer­grup­pen, den Mit­glie­dern der AG und dem Fan­pro­jekt getroffen
  • Das Fan­haus wird nicht in eine Knei­pe umfunk­tio­niert und behält sei­nen Cha­rak­ter als „Mul­ti­funk­ti­ons­stät­te“ und Treff­punkt (u. a. der Mehrzweckraum!)
  • Die Fan­haus-AG und Mit­glie­der der Nut­zer­grup­pen betei­li­gen sich sowohl in der Pla­nung als auch in der kon­kre­ten Umset­zung der Vor­ha­ben mit z.B. Eigen­ar­beit (z.B. Tisch­ler- und Maler­ar­bei­ten etc.)
  • Die Ein­bin­dung mög­li­cher För­de­rer und Spon­so­ren (u. a. die Hols­ten-AG) in die Pla­nung und Umset­zung erfolgt von Beginn an bis zur Fer­tig­stel­lung und der „Neu­eröff­nung“ des Fanhauses
  • Die Pla­nungs­pha­se soll­te bis Mit­te April abge­schlos­sen sein, der Umbau und die Neu­ge­stal­tung von Mai bis August 2007 erfol­gen, im August/September die „Neu­eröff­nung“ evt. zu einem Heim­spiel öffent­lich erfolgen
  • Im Rah­men der Neu­eröff­nung wird die Fan­haus-AG in Abspra­che mit dem Fan­pro­jekt eine (neue) Haus­ord­nung erar­bei­ten (u. a. unter Berück­sich­ti­gung der neu­en gesetz­li­chen Rege­lun­gen zum Nichtraucherschutz)
  • Der Gar­ten wird zunächst von der Umge­stal­tung aus­ge­nom­men, eine Nut­zung durch die Nut­zer­grup­pen zu einem spä­te­ren Zeit­punkt angestrebt
  • Das Haus ist (außen!) denk­mal­ge­schützt,  das Ver­set­zen von Mau­ern (z.B. zwi­schen The­ken- und Mehr­zweck­raum) z.T. aus sta­ti­schen Grün­den nicht möglich

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Nach die­sen Maß­ga­ben wur­de inner­halb der Fan­haus-AG geplant, kon­zi­piert, gezeich­net und schließ­lich im Kon­sens Far­be, Ein­rich­tung, Funk­ti­on und durch­zu­füh­ren­de Arbei­ten beschlossen:

  • Kom­plet­te Umge­stal­tung der Küche in einen wei­te­ren Raum
  • Umge­stal­tung des „Kicker­rau­mes“ in eine klei­ne Küche
  • Umge­stal­tung des „Mehr­zweck­rau­mes“ (z.B. Holzvertäfelung)
  • Umge­stal­tung des The­ken­rau­mes (z. B. Umbau The­ke, ande­re Gestal­tung Wim­pel, Schals, Fah­nen usw.)
  • Alle Fuß­bo­den­be­lä­ge erneu­ern (Lin­ole­um)
  • Erneue­rung des gesam­ten Mobi­lars (robus­te Holz­ti­sche, ‑bän­ke und ‑stüh­le)
  • Neue Beleuch­tung aller Räume
  • Neue farb­li­che Gestal­tung aller Räume
  • Anschaf­fung eines neu­en Geträn­ke­kühl­schran­kes, Flachbild-TV
  • usw.

Jeder Raum bekam prak­tisch „Paten“, die sich um die Fein­pla­nung küm­mern soll­ten, außer­dem soll­ten sich eini­ge aus der Grup­pe um das Auf­trei­ben wei­te­rer Geld­mit­tel küm­mern. In die­sem Zusam­men­hang wur­de die Idee einer Spen­den­sam­mel­ak­ti­on unter HSV-Fans und ent­spre­chen­den Auf­ru­fen gebo­ren. Im Son­der­zug nach Nürn­berg und vor allem vor dem letz­ten Heim­spiel gegen Ale­man­nia Aachen konn­ten so drin­gend benö­tig­te Beträ­ge gesam­melt wer­den. Wir waren von der Reso­nanz über­wäl­tigt, fast 3000 € waren so in kür­zes­ter Zeit zusam­men gekom­men. Hin­zu kamen diver­se Ange­bo­te von Fans, sich an den anfal­len­den Arbei­ten zu betei­li­gen. Dar­un­ter möch­te ich stell­ver­tre­tend für alle Betei­lig­ten ein Ange­bot beson­ders her­vor­he­ben: Mit­glie­der des Fan­clubs „Der Nor­den hebt ab“ aus Sol­tau, die in ihren Rei­hen sowohl den Besitzer/Chef eines Elek­tro­in­stal­la­ti­ons­be­trie­bes als auch eini­ge Mit­ar­bei­ter der­sel­ben Fir­ma haben, boten an, sämt­li­che anfal­len­den Elek­tro­ar­bei­ten ehren­amt­lich zu über­neh­men und das anfal­len­de Mate­ri­al nur zum Ein­kaufs­preis zu berech­nen! Selbst­ver­ständ­lich nicht uner­wähnt blei­ben darf  eine Spen­de, mit der wir nun gar nicht gerech­net haben: Der Vor­stands­vor­sit­zen­de des HSV, Bernd Hoff­mann, ließ uns für die Umbau­maß­nah­men des Fan­hau­ses eine mehr als groß­zü­gi­ge pri­va­te Spen­de zukom­men, obwohl wir in Rich­tung Vor­stand gar nicht infor­miert oder ange­fragt hat­ten. Außer­dem möch­ten wir uns bei Ingo Thiel, Bernd Enge, Horst Becker (HSV-Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­der), der HSV-Golf­ab­tei­lung und dem HSV-Sup­por­ters-Club bedan­ken, die eben­falls durch Spen­den die Sanie­rung mit­tra­gen halfen.

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Mit dem Fer­tig­stel­len des Berich­tes sind die Arbei­ten an dem Haus mitt­ler­wei­le abge­schlos­sen. Es müs­sen nur noch ein paar Deko­ra­ti­ons­ar­bei­ten erle­digt werden.

Alle Wän­de und Decken wur­den z.T. neu ver­putzt bzw. gespach­telt, gemalt und in zwei Räu­men getä­felt, der Fuß­bo­den kom­plett erneu­ert, der Sani­tär­be­reich z.T. moder­ni­siert, die Küche ver­setzt und umge­baut. Der Tre­sen­be­reich wur­de neu auf­ge­baut, neu­es Mobi­lar ist auf­ge­stellt, eini­ges an Ein­rich­tung und Deko noch ange­schafft und auf­ein­an­der abge­stimmt sowie (HSV-)fangerecht gestal­tet. Bis Mit­te August war das Fan­haus geschlos­sen, dann wur­de es fei­er­lich neu eröff­net. Die Hilfs­be­reit­schaft aller Fach­leu­te und Hel­fer war gut — beson­ders die jun­gen Fans der „CFHH-Roo­kies“, die sich Bla­sen an die Hän­de geschlif­fen haben, sei­en hier stell­ver­tre­tend für alle erwähnt. Eini­ge Impres­sio­nen sind auf den Fotos ja zu sehen. Selbst­ver­ständ­lich wer­den alle Betei­lig­ten in den Räum­lich­kei­ten gewürdigt.

Vor dem Heim­spiel des HSV gegen Bay­er Lever­ku­sen am 18. August wur­de das Fan­haus (für die Fans) wie­der­eröff­net. In die­sem Zusam­men­hang wur­de mit den in der Pla­nungs­grup­pe betei­lig­ten Fans noch eine neue Haus­ord­nung erar­bei­tet, die u.a. vor­sieht, das Fan­haus zum Nicht­rau­cher­haus zu machen. Da wir ohne­hin die ent­spre­chen­den gesetz­li­chen Rege­lun­gen dem­nächst umset­zen müs­sen (und wol­len!), gel­ten die­se Bestim­mun­gen seit der Neu­eröff­nung. Selbst­ver­ständ­lich wer­den wir für all die (noch) rau­chen­den Fans im oben erwähn­ten Gar­ten einen akzep­ta­blen, regen­ge­schütz­ten Bereich ein­rich­ten, in dem man sei­ner Sucht nach­ge­hen kann, ohne ande­re zu beeinträchtigen.

Ich den­ke, dass es sich bei die­sem Pro­jekt nicht nur ein­fach um eine grö­ße­re Reno­vie­rung gehan­delt hat, son­dern dass wir durch die inten­si­ve Betei­li­gung von Fans, Teil­ha­be, Mit­be­stim­mung, Mit­ver­ant­wor­tung und akti­ves Mit­ar­bei­ten an dem Pro­jekt mög­lich gemacht haben. Das (prak­ti­sche) Ergeb­nis kann sich ohne­hin sehen lassen.


Austausch mit Polen

HSV Fans zu Gast in Katowice — 17. bis 23. 08.2009

Nach dem „Natio­na­len Kon­zept Sport und Sicher­heit“ sind die Ver­mitt­lung demo­kra­ti­scher und huma­ni­tä­rer Prin­zi­pi­en und Wer­te, der Abbau extre­mis­ti­scher Ori­en­tie­run­gen, von Vor­ur­tei­len und Feind­bil­dern sowie das Enga­ge­ment gegen Ras­sis­mus und Aus­län­der­feind­lich­keit im Fuß­ball­zu­sam­men­hang wich­ti­ge Zie­le der Fan­pro­jekt-Arbeit. Nun wird hof­fent­lich Jeder sagen oder zumin­dest den­ken, dass das eine ganz tol­le und wich­ti­ge Sache ist, sich viel­leicht aber auch fra­gen, auf wel­che Wei­se sich die­ses doch recht ambi­tio­niert klin­gen­de Ziel errei­chen lässt. Am bes­ten durch die Umset­zung in der Pra­xis, „Lear­ning by doing“ sozusagen.

Genau das war der Hin­ter­ge­dan­ke bei dem in den Som­mer­fe­ri­en die­ses Jah­res rea­li­sier­ten Aus­tausch­pro­jekt zwi­schen jugend­li­chen HSVFans und Anhän­gern des pol­ni­schen Zweit­li­gis­ten GKS Kato­wice. Mar­tin Zajonc vom HSV-Fan­pro­jekt stell­te den Kon­takt nach Kato­wice her, nach­dem er zuvor Mar­cin Dzed­zej ken­nen gelernt hat­te, der für GKS arbei­tet und im Rah­men sei­ner Tätig­keit begon­nen hat, Jugend­ar­beit rund um den Ver­ein anzu­bie­ten. Über vie­le Wochen hin­weg glüh­ten die Tele­fon­dräh­te zwi­schen Deutsch­land und Polen, was zur Fol­ge hat­te, dass die bei­den es tat­säch­lich geschafft haben, ein genau­so groß­ar­ti­ges wie umfang­rei­ches Pro­gramm auf die Bei­ne zu stellen.

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Am Mor­gen des 17. Augusts war es dann end­lich so weit: Ein Klein­bus aus Ham­burg mach­te sich auf die etwa 800 km lan­ge Rei­se in die ober­schle­si­sche Indus­trie­stadt Kato­wice. Nach unse­rer Ankunft am Abend, einer Piz­za zur Stär­kung und der drin­gend not­wen­di­gen Schlaf­pau­se konn­te das Pro­gramm am Diens­tag star­ten. Die­ser Tag stand ganz im Zei­chen des Fuß­balls. So waren wir zunächst im Sta­di­on von GKS Kato­wice zu Gast, wo wir vom Ver­eins­prä­si­den­ten offi­zi­ell begrüßt wor­den sind. Nach einer inter­es­san­ten Sta­di­on­füh­rung besuch­ten wir an die­sem Tag noch das Schle­si­sche Natio­nal­sta­di­on und das Sta­di­on von Ruch Chor­zow, dem unge­lieb­ten Nach­barn von GKS. Auch jugend­li­che Fuß­ball­fans haben bereits ein Fai­ble für Tra­di­ti­on, und so leuch­te­te ange­sichts sehr indi­vi­du­el­ler, mit­un­ter schon arg her­un­ter­ge­kom­me­ner Spiel­stät­ten so man­ches Augen­paar. In den fol­gen­den Tagen haben wir uns aller­dings nicht nur mit Fuß­ball beschäf­tigt, son­dern haben auch die Geschich­te der Regi­on, wenn man so will also Land und Leu­te ken­nen gelernt. So waren wir in einem Berg­werk in Zarb­ze 170 m unter der Erde, haben etwas über die Geschich­te der Soli­dar­nosz-Bewe­gung erfah­ren und ein altes Schloss besich­tigt. Am Frei­tag mach­ten wir uns auf den Weg in die nahe Kato­wice gele­ge­ne Gedenk­stät­te des ehe­ma­li­gen Kon­zen­tra­ti­ons­la­gers Ausch­witz-Bir­ken­au, wo wir uns mit der erschüt­tern­den Geschich­te ver­traut mach­ten. Das war gewiss kein net­ter Som­mer­aus­flug, aber aus unse­rer Sicht ein wich­ti­ger Bestand­teil unse­res Auf­ent­halts. Wo, wenn nicht direkt­vor Ort kann man ver­su­chen zu verstehen,was vor knapp 70 Jah­ren vor unse­rer Haus­tür statt­ge­fun­den hat und gleich­zei­tig den fes­ten Wil­len ent­wi­ckeln, dass so etwas nie wie­der pas­sie­ren darf? Nach einer ereig­nis­rei­chen Woche stand das Wochen­en­de sel­ber wie­der ganz im Zei­chen des Fuß­balls. Zunächst ver­such­ten wir sel­ber unser Glück auf dem grü­nen Rasen, muss­ten aller­dings gegen die tech­nisch ver­sier­ten Polen eine 4:8‑Niederlage ein­ste­cken. Das mach­te aller­dings nichts, denn bei die­sem Spiel konn­te wirk­lich von Fair Play die Rede sein.

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Wir hat­ten die Anhän­ger von GKS Kato­wice bereits zu Beginn der Woche ken­nen gelernt und gemein­sam mit ihnen tags­über viel unter­nom­men sowie abends vie­le net­te Stun­den ver­bracht. Das Eis war schnell gebro­chen und es ent­wi­ckel­te sich unter­ein­an­der ein sehr freund­schaft­li­ches Ver­hält­nis. Inso­fern schmerz­te die Nie­der­la­ge kein Stück, denn viel wich­ti­ger als auf’m Platz war in unse­rem Fall abseits des Plat­zes, und hier kann man auf jeden Fall davon spre­chen, dass jeder Teil­neh­mer vie­le tol­le Ein­drü­cke für sich gewin­nen konn­te. Am Abend waren wir dann beim Liga­spiel zwi­schen GKS Kato­wice und Gor­nik Lecz­na. Zwei­te Liga Polen, ein 0:0‑Unentschieden und im Gegen­satz zum Rest der Woche Regen­wet­ter – das hat­te Charme, das pass­te alles irgend­wie zusam­men! Abschlie­ßend kamen wir abends alle noch ein­mal in einem Pub in der Innen­stadt zusam­men, wo wir die hin­ter uns lie­gen­de Woche Revue pas­sie­ren lie­ßen, E‑Mail-Adres­sen aus­tausch­ten und schon mal ein wenig plan­ten, was wir beim geplan­ten Gegen­be­such der pol­ni­schen Grup­pe alles unter­neh­men könn­ten, der bereits für Febru­ar oder März 2010 geplant ist.

Am Sonn­tag, den 23. August, muss­ten wir viel zu früh auf­ste­hen, da wir pünkt­lich in Wolfs­burg sein woll­ten, um den Sieg unse­rer Elf beim VfL zu fei­ern. Hat alles bes­tens geklappt: Wir waren pünkt­lich vor Ort und haben 4:2 gewon­nen. Das per­fek­te Ende einer tol­len Woche!

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Wer der Mei­nung ist, dass sich das alles ziem­lich gut anhört, der soll­te Augen und Ohren offen hal­ten und beim nächs­ten Mal sel­ber dabei sein! Wir wer­den recht­zei­tig über den Gegen­be­such der pol­ni­schen Jungs und Mädels infor­mie­ren. Eine erneu­te Aus­tausch­fahrt ist bereits in Pla­nung. Wohin, das wird aber noch nicht verraten!

Quelle: Supporters News Nr. 60

Fans aus Katowice zu Gast in Hamburg — 29.04. bis 05.05. 2010

Im Som­mer letz­ten Jah­res war ja schon eine klei­ne Grup­pe von Ham­bur­ger Fans nach Kato­wice gefah­ren, um an einem Aus­tausch teil­zu­neh­men. Wir lern­ten dort ande­re Fans des pol­ni­schen Zweit­li­gis­ten GKS Kato­wice ken­nen, die uns in der Woche, die wir dort zu Besuch waren, Land, Leu­te und die Geschich­te der Ober­schle­si­schen Regi­on zei­gen sollten.

Ende April/Anfang Mai (29.4. – 5.5.) war es nun end­lich Zeit für den Besuch der pol­ni­schen Fans in Ham­burg. Auch die­se Woche steck­te vol­ler Pro­gramm, denn wir woll­ten unse­ren Gäs­ten auch die ver­schie­de­nen Facet­ten unse­rer Stadt, spe­zi­ell aber die „Fuß­ball­land­schaft“ in Ham­burg zeigen.

So begann die Woche für die pol­ni­schen Teil­neh­mer am 29. April mit der Hin­fahrt nach Ham­burg. Nach­dem sie die gan­ze Nacht in Rich­tung Han­se­stadt unter­wegs gewe­sen waren, war nach dem Ein­che­cken in der Jugend­her­ber­ge an eine Pau­se aber gar nicht zu den­ken, stand doch sofort der ers­te Pro­gramm­punkt auf dem Plan. Unse­re ers­te Sta­ti­on soll­te dann der St. Pau­li Fan­la­den sein – wie gesagt, das Ziel war, die gesam­te Ham­bur­ger „Fuß­ball­land­schaft“ vor­zu­stel­len:-) – wo uns dann einer der Mit­ar­bei­ter einen klei­nen Vor­trag über den Fan­la­den, des­sen Ent­ste­hung, Aktio­nen und Zie­le hielt. Nach dem Fan­la­den­be­such, ging es nun Rich­tung Mil­l­ern­tor­sta­di­on, um das zweit­größ­te Fuß­ball­sta­di­on Ham­burgs zu besichtigen.

Den Abschluss des Tages bil­de­te dann der Besuch des Spiels von Vic­to­ria Ham­burg gegen Alto­na 93 und ein anschlie­ßen­der Grill­abend. Danach ging es für die pol­ni­sche Grup­pe aber schnells­tens zurück in die Jugend­her­ber­ge, denn fast alle waren schon seit weit mehr als 24 Stun­den auf den Bei­nen und man konn­te ihnen anse­hen, dass eine Pau­se für sie unbe­dingt nötig war.

Aller (ver­ständ­li­chen) Erschöp­fung zum Trotz, soll­ten unse­re Besu­cher am nächs­ten Tag gleich in den Genuss kom­men, einen unge­fähr­de­ten Sieg des HSV gegen den 1.FC Nürn­berg und das schöns­te Sta­di­on Deutsch­lands von Innen zu Gesicht zu bekom­men. Ange­fan­gen hat­te der Tag mit einem Tref­fen im Fan­haus, von wo es dann Rich­tung Sta­di­on ging und man sich gemein­sam das Volks­par­kett ansah.

Im spä­te­ren Gespräch am Abend, der gemein­sam auf dem Kiez ver­bracht wur­de, konn­te man dann her­aus­hö­ren, wie beein­druckt sie von der Kulis­se im Sta­di­on waren (obwohl die Stim­mung an die­sem Spiel­tag zuge­ge­be­ner­ma­ßen nicht die bes­te war) und auf die Fra­ge, wel­ches Sta­di­on denn jetzt schö­ner wäre, war die Ant­wort (natür­lich) das Sta­di­on des HSV. Wie soll­te es auch anders sein?!

Am Sonn­tag war der ers­te Pro­gramm­punkt erst für den Nach­mit­tag ange­setzt, denn alle Betei­lig­ten woll­ten die Vor­mit­tags­stun­den für eine eige­ne Stadt­er­for­schung nut­zen. So tra­fen wir uns dann erst am Nach­mit­tag um drei Uhr am „Uwe See­ler-Fuß“ vor dem Sta­di­on und mach­ten gemein­sam eine Sta­di­on­füh­rung durch die Are­na, im Lau­fe derer unse­re Besu­cher auch die Berei­che zu sehen beka­men, die sie am Tag zuvor noch nicht gese­hen hat­ten. Danach ging es für alle noch ins Ver­eins­mu­se­um, damit sich auch unser Besuch aus Kato­wice von der lan­gen und ruhm­rei­chen Geschich­te des HSV über­zeu­gen konnte.

Am Abend stand der Besuch einer Beach­soc­cer-Hal­le auf dem Plan, wo man das Rück­spiel des Spiels in Kato­wice aus­ge­tra­gen hat. End­stand der Par­tie 6:4 für unse­re Gäs­te. Wir woll­ten auch in die­ser Hin­sicht gute Gast­ge­ber sein:-). Der Abschluss des Tages war dann ein gemein­sa­mes Essen.

Der Mon­tag­mor­gen soll­te dann erst­mal los­ge­löst von Fuß­ball­the­men star­ten. An die­sem Tag stand ein Stadt­rund­gang auf dem Plan, im Lau­fe des­sen zum Bei­spiel das Rat­haus oder die Euro­pa­pas­sa­ge gezeigt wur­den. Am Nach­mit­tag hat­te die Aus­tausch­grup­pe einen Ter­min bei FSE (Foot­ball Sup­por­ters Euro­pe). In den Büros von FSE wur­de die Arbeit der euro­päi­schen Fan­or­ga­ni­sa­ti­on vor­ge­stellt. In einer abschlie­ßen­den Dis­kus­si­on wur­den The­men wie z.B. EM 2012 in Polen oder Unter­stüt­zung durch FSE bei fan­spe­zi­fi­schen Pro­jek­ten in Kato­wice, bespro­chen. Den Abschluss des Tages bil­de­te dann ein gemein­sa­mes Essen im Fan­haus. Die­ses Mal wur­de aber selbst gekocht und am Ende konn­te sich der Bauch mit einer typisch schle­si­schen und einer typisch deut­schen Erb­sen­sup­pe sättigen.

Auch der letz­te Tag war dann noch mal geprägt von der ham­bur­gi­schen Geschich­te. Zuerst war eine Hafen­rund­fahrt ange­setzt, danach der Besuch des Muse­ums für Ham­bur­gi­sche Geschich­te und des St. Niko­lai Mahn­mals. Am Ende des Tages stand dann noch mal ein gemein­sa­mes Tref­fen der deut­schen und pol­ni­schen Jugend­li­chen, bei dem die zurück­lie­gen­de Woche noch mal zusam­men­ge­fasst wur­de. Im Lau­fe die­ses Gesprä­ches konn­te man von unse­ren pol­ni­schen Gäs­ten erfah­ren, dass die­ser Besuch für sie ganz viel Wert war und sie unse­re Stadt (und auch unse­ren Ver­ein) lieb gewon­nen haben und wei­te­re Besu­che hier nicht aus­schlie­ßen wür­den. Des Wei­te­ren fan­den auch  die ers­ten Vor­ge­sprä­che für ein mög­li­ches, neu­es Pro­jekt statt.

Ich den­ke, die­se Woche war am Ende rund­um gelun­gen und zufrie­den stel­lend. Die Kon­tak­te, die wir im Vor­jahr geknüpft hat­ten, konn­ten noch ein­mal auf­ge­frischt und ver­tieft werden.

Eine wei­te­re gemein­sa­me Akti­vi­tät wird sei­tens des Fan­pro­jek­tes bereits geplant.

Simon Gnauck (Teil­neh­mer)


Hinter euren Zäunen

Ein dokumentarisches Spektakel mit HSV-Fans im Thalia-Theater in der Gaußstraße 190  (HH-Altona)

Der Fan an sich ist Tra­di­tio­na­list. Das Herz gehört dem Fuß­ball­ver­ein, auch wenn die teu­er ein­ge­kauf­ten Spie­ler längst kei­ne Iden­ti­fi­ka­ti­ons­trä­ger mehr sind und das Spiel zuneh­mend zum Event wird.

Es geht dar­um, akti­ve Fans aus den Sta­di­en zu drän­gen, um eine mög­lichst kli­nisch sau­be­re WM zu bekom­men“, wird Phil­ipp Mark­hardt, einer der Mit­wir­ken­den des Pro­jekts in einem Bericht über Fan­kul­tur in der Frank­fur­ter Sonn­tags­zei­tung (12.6.05) zitiert. Die Sicher­heits­de­bat­ten im Hin­blick auf die WM 2006 wer­den eben­so The­ma sein, wie die Kom­mer­zia­li­sie­rung des Fuß­balls. Um Fan­tum, um jugend­li­che Selbst­er­mäch­ti­gung geht es in dem Pro­jekt, das der Regis­seur Mar­tin Krei­dt gemein­sam mit Leu­ten aus der HSV-Fan­sze­ne über einen Zeit­raum von meh­re­ren Mona­ten erar­bei­tet hat. Aus ihrem gro­ßen Fun­dus an Erleb­nis­sen, Geschich­ten und Zita­ten wur­den der Text und die Spiel­sze­nen entwickelt.
Ein ech­ter Fan ist ein ‚Alles­fah­rer’ und anhand einer Aus­wärts­fahrt wird aus dem Fan-Leben berich­tet: Ankunft in frem­den Städ­ten, Bericht­erstat­tung vom Aus­tra­gungs­ort, Spiel­fie­ber und Kame­rad­schaft, Riva­li­tät, Poli­zei und Gewalt. Zwei Mode­ra­to­ren, Ste­phan Schad und Jan Schüt­te füh­ren durch einen Abend mit Über­ra­schungs­gäs­ten, Inter­views und Film­ein­spie­lun­gen, rund um die schöns­te Neben­sa­che der Welt.

Eine Pro­duk­ti­on des Tha­lia-Thea­ters Ham­burg in Koope­ra­ti­on mit dem HSV-Fan­pro­jekt, mit Unter­stüt­zung des Ham­bur­ger SV, sei­nen Fans und mit Unter­stüt­zung des Tro­cken­dock Ham­burg e.V..

Stück­ent­wick­lung Mar­tin Kreidt/Christoph Twi­ckel  Text Chris­toph Twickel
Es spie­len Jan Schüt­te und Ste­phan Schad (Mode­ra­ti­on) und die Fans Jörn von Ahn, Mor­ten Arm­brecht, Chris­ti­an Bie­ber­stein, Phil­ipp Eggers, Paul Franz, Chris­tin Maack, Phil­ip Mark­hardt, Mar­co Mey­er, Hen­ning Pültz, Anna Tobel, Nata­scha Zinnert

hintereurenzäunen

Mit Über­ra­schungs­gäs­ten und wei­te­ren Fans des HSV-Fanprojekts
Musik: Abschlach!

Regie Mar­tin Kreidt
Büh­ne Ina Reu­ter
Kos­tü­me Susan­ne Hofmann
Video Andre­as Eich­horst , Chris­toph Twickel
Ensem­ble Jan Schüt­te, Ste­phan Schad
Dra­ma­tur­gie Chris­ti­ne Ratka

Presseauszüge:

Von der Fankurve auf die Bühne

FK (taz Hamburg)

Hin­ter euren Zäu­nen“: Bein­har­te HSV-Anhän­ger spie­len sich im Thea­ter FK (taz Ham­burg)
Ein „doku­men­ta­ri­sches Spek­ta­kel“,  so nen­nen die Thea­ter­ma­cher Mar­tin Krei­dt (Regie) und Chris­toph Twi­ckel (Text) ihr Stück „Hin­ter euren Zäu­nen“ – erar­bei­tet und rea­li­siert mit leib­haf­ti­gen HSV-Fans. Ein Jahr lang hat man sich im HSV-Fan­pro­jekt an der Hols­ten­stra­ße getrof­fen, hat nach und nach einen Text gefer­tigt, den es in klei­ne Spiel­sze­nen zu gie­ßen galt. Nicht alle haben durch­ge­hal­ten. Immer wie­der muß­ten neue Büh­nen­wil­li­ge gefun­den wer­den. Doch nun ste­hen neun wah­re HSV-Fans auf der Büh­ne des Tha­lia in der Gauß­stra­ße und absol­vie­ren mit Bra­vour den Spa­gat zwi­schen Fan und Fan-Darsteller.

Ent­täuscht von der als eli­tär emp­fun­de­nen Ver­eins­füh­rung, miß­trau­isch beob­ach­tet von der Poli­zei, abge­straft von den Medi­en, die in ihnen meist nur rauf­lus­ti­ge Dumpf­ba­cken sehen, fie­bern sie den­noch der Krö­nung des Fan- Seins ent­ge­gen, dem Aus­wärts­spiel. Getrie­ben durch eine schlich­te Erkennt­nis: Wer nicht lei­det, kann nicht lieben.Die Dar­stel­ler ren­nen und rut­schen und pol­tern mit Ver­ve über die HSV-blau­en Ram­pen, aus denen allein das Büh­nen­bild besteht, so wie man klu­ger­wei­se mit einem Mini­mum an Requi­si­ten aus­kommt. Gewiß: Man­cher der nuschelt zuwei­len etwas, und nicht jeder Scherz zün­det punkt­ge­nau. Wie das so ist bei Pro­jek­ten mit Lai­en, die an allen mög­li­chen Orten anzu­tref­fen sind, nur nicht im Thea­ter. Die Spiel­freu­de der Dar­stel­ler in ihrer Unge­schlif­fen­heit und Selbst­iro­nie macht das locker wett, und dann sind da auch noch die Pro­fis  Ste­phan Schad und Jan Schüt­te als Gün­ter Net­zer und Franz Becken­bau­er, die ganz wun­der­bar den aal­glat­ten Weg vom unge­ho­bel­ten Spie­ler­star zum elo­quen­ten Anzug­trä­ger nach­zeich­nen. Auch Über­ra­schungs­gäs­te tre­ten auf, die für zusätz­li­che Ein­bli­cke in den gemei­nen HSV-All­tag sor­gen. Bei der umju­bel­ten Pre­miè­re war das der legen­dä­re Mas­seur Her­mann Rie­ger, der in brei­tes­tem Baye­risch von sei­ner unstill­ba­ren Lie­be zum Club und noch mehr zu die­ser Stadt berich­te­te. „Hin­ter euren Zäu­nen“ kon­zen­triert sich auf den Kern des Fan-Seins, auf die all­wö­chent­li­che Suche nach unbe­zahl­ba­rer Zuge­hö­rig­keit und nur sehr schwer zu erschüt­tern­der Treue; es ist kein fein­zi­se­lier­tes Stück für Ästhe­ten, die ver­grü­belt nach Hau­se gehen wol­len, son­dern ein Muß für Zeit­ge­nos­sen, deren Her­zen am  Sonn­abend nach­mit­tag schnel­ler schla­gen und die nicht müde wer­den, an einen Fuß­ball ohne Käse­häpp­chen in der VIP-Lounge zu glauben.
Und sei es im Theater.

Fußball, das ist ihr Leben — auf der Theaterbühne

SUSANN OBERACKER (Ham­bur­ger MOPO)

Man­che schwin­gen Fähn­chen, wir kämp­fen mit Fäus­ten. 30 gegen 30. Für den Ver­ein, für uns — für Ham­burg!” Applaus. Es ist eine Grat­wan­de­rung, auf die sich das Tha­lia Thea­ter zum Sai­son­start begibt: In der Gauß­stra­ße wur­de “Hin­ter euren Zäu­nen” urauf­ge­führt, ein “doku­men­ta­ri­sches Spek­ta­kel mit HSV-Fans”. Mar­tin Krei­dt hat das Pro­jekt insze­niert — in einer Mischung aus Sozi­al­kun­de, Spaß und Gefühls­du­se­lei. Vor­ab: Die neun Akteu­re (acht Män­ner, eine Frau) — alle­samt HSV-Fans und blu­ti­ge Thea­ter­a­ma­teu­re — machen ihre Sache hin­rei­ßend. Im Rhyth­mus der Schlag­zeug-Beats von der Ham­bur­ger Fuß­ball-Punk­rock-Grup­pe “Abschlach!” stür­men sie über die blaue Ram­pe, erzäh­len von Aus­wärts­spie­len, Zusam­men­stö­ßen mit ande­ren Fans, grö­len Schlacht­ge­sän­ge. Fuß­ball ist ihr Leben. Und das brin­gen sie rüber — echt, unver­fälscht, mit einer Pri­se Selbst­iro­nie. So ist er, der Typus “Fan” — aber was gibt ihm den Kick? Die Tha­lia-Schau­spie­ler Ste­phan Schad und Jan Schüt­te füh­ren als komi­sche Num­mern Becken­bau­er und Net­zer durch den Abend, geben in der Pau­se eine Kost­pro­be: Im Foy­er machen sie die Agi­ta­to­ren, die “Capos”, peit­schen das Publi­kum zu Schlacht­ge­sän­gen — in einer Sekun­de von 0 auf 100. So hur­tig geht das: vom Ein­zel­we­sen zur Mas­se Mensch. Am Ende rutscht das “Spek­ta­kel” in den Kitsch. Ob gewalt­be­rei­ter Hoo­li­gan oder fried­li­cher Fan — alle lie­ben Ham­burg. Und eine war­me Wel­le der Kame­rad­schaft schwappt ins Publi­kum und spült alles weich.


Poptown-Film

Poptown Hamburg — Portrait einer Ultragruppe“

Ein Film von Jörn Glagow, Joa­chim Ranau und den Mit­glie­dern von „Pop­town“

(Jun­ge) Fuß­ball­fans wer­den in der Öffent­lich­keit häu­fig ent­we­der als folk­lo­ris­ti­sches und für gute Stim­mung sor­gen­des Ele­ment in der Fan­kur­ve oder als (gewalt­tä­ti­ges)  Sicher­heits­ri­si­ko für Zuschau­er und Pas­san­ten in Bahn­hö­fen, Innen­städ­ten und Sta­di­en wahr­ge­nom­men. Eine beson­de­re Rol­le in die­sem Zusam­men­hang kommt den seit etwa Mit­te der Neun­zi­ger Jah­ren in Deutsch­land exis­tie­ren­den soge­nann­ten „Ultras“ zu. Eine neue­re Fan-Sub­kul­tur in Deutsch­land, die sich nicht mehr allein an eng­li­schen Vor­bil­dern und „Fan­sti­len“ ori­en­tiert, son­dern nach Süd­eu­ro­pa (Spa­ni­en, Ita­li­en, Grie­chen­land) schaut.  Deren Prot­ago­nis­ten wer­den von Sozi­al­wis­sen­schaft­lern ger­ne als „action­ori­en­tiert“ bezeich­net und ver­ste­hen sich als die Fans, die maß­geb­lich für die Atmo­sphä­re und das Gesche­hen in den Sta­di­en zustän­dig sind. Sie orga­ni­sie­ren „Cho­reo­gra­phien“ – optisch ein­drucks­voll gestal­te­te Fan­kur­ven — , tex­ten und diri­gie­ren Sprech­chö­re sowohl im als auch außer­halb des Sta­di­ons, bil­den die infor­mel­le „Ord­nungs­macht der Kur­ve“ und insze­nie­ren sich selbst mit „Dop­pel­hal­tern“, Trans­pa­ren­ten, Fah­nen und Spruchbändern.

Was sind das für Grup­pen bzw. Men­schen? Was haben sie für Moti­ve? Ver­ste­hen sie sich als jugend­li­che  „Leit-Sub­kul­tur“ der Fan­sze­ne oder wol­len sie nur „ihren Spaß haben“? Was treibt sie stun­den­lang in „Son­der­zü­ge“, enge Fan­kur­ven und wochen­lan­ge Vor­be­rei­tun­gen für ihre „Cho­reo“? Der doku­men­ta­ri­sche Film soll hel­fen, ein mög­lichst rea­lis­ti­sches, authen­ti­sches Por­trät  von jun­gen Ham­bur­ger „Ultras“, der Grup­pe „Pop­town Ham­burg“,  zu zeich­nen und die Fas­zi­na­ti­on „Fuß­ball“ für Jugend­li­che erklä­ren hel­fen. In dem Bei­trag kom­men auch Per­so­nen zu Wort, die ihre Wahr­neh­mung des Fan­da­seins — der „Ultra-Mania“ – aus einer ganz ande­ren Per­spek­ti­ve schil­dern wer­den: aus der Per­spek­ti­ve der Ver­ant­wort­li­chen für Ver­ein und Mannschaft.

Copy­right: HSV-Fanprojekt 


Trikottausch (Film)

Im Novem­ber 2009 fei­er­te der Kurz­film “Tri­kot­tausch” sei­ne klei­ne Kino­pre­mie­re im ABATON. Es han­delt sich dabei um einen Kurz­film jugend­li­cher Fuß­ball­fans aus Ham­burg, der auch schon eini­ge Male auf Ham­burg 1 aus­ge­strahlt wurde.

Unter der Regie von Kay Kusch ent­stand dabei ein Strei­fen, bei dem die Jugend­li­chen selbst Autoren des Dreh­bu­ches und Schau­spie­ler vor der Kame­ra waren.

Beson­ders bemer­kens­wert ist dabei die Tat­sa­che, dass es sich (sowohl im Film als auch der Rea­li­tät) um ein­ge­fleisch­te Fans des HSV und des FC St. Pau­li han­delt, die nach anfäng­li­cher Skep­sis zusam­men an der Ent­ste­hung und Umset­zung arbeiteten.

Das Gemein­schafts­pro­jekt des HSV-Fan­pro­jek­tes und des Fan­la­den St. Pau­li, das finan­zi­ell vom Wei­ßen Ring unter­stützt wur­de, the­ma­ti­siert die Riva­li­tät zwi­schen den Stadt­ri­va­len und deren Gren­zen, ohne all­zu sehr den Fin­ger zu heben.

Die dazu­ge­hö­ri­ge DVD gibt es auf Anfra­ge bei uns.

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