Abgeschlossene Projekte
- Fanhausrenovierung
- Austausch mit Polen
- Hinter euren Zäunen (Theater)
- Poptown-Film
- Trikottausch (Film)
„Fanhausrenovierung“
In den letzten Jahren haben wir an dieser Stelle wiederholt auf den maroden Zustand des Fanhauses und den eher „schmuddeligen Charme“ unseres HSV-Fanhaus-Treffpunktes hingewiesen. Das sollte sich in der abgelaufenen Saison grundlegend ändern. Mit dem einzigartigen Projekt gelang es uns, gleich „mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen“: Wir konnten eine umfangreiche Finanzierung unterschiedlichster Partner und Förderer sicherstellen, eine große Gruppe Fans von Anfang an in die Planung und Gestaltung einbeziehen, eine in ihrem Erfolg beeindruckende Spendenaktion initiieren, Fans als aktive Helfer in die Arbeiten mit einbinden und letztlich das Fanhaus von Grund auf sanieren.
Das HSV-Fanprojekt hat seit fast 20 Jahren seinen Sitz in dem Haus, d.h. wir haben unsere Büros (im 1.Stock), unser Träger „Verein Jugend und Sport e.V.“ und die Geschäftsführung ist im 2. Stock untergebracht, das von uns betriebene „Fanhaus“ mit einer Fläche von ca. 105 qm befindet sich im Erdgeschoss. Die Räumlichkeiten bestehen aus drei größeren Räumen (jeweils 25–30 qm groß), einer „Küche“ (ca.10 qm), getrennten Frauen- und Männertoiletten und einem großen Flur (ca. 20 qm). Diesen Bereich galt es nun zu sanieren bzw. neu zu gestalten.
Dazu benötigten wir finanzielle Mittel, zunächst war also das Finanzierungskonzept abzuklären. Anfang Januar 2007 hatten wir allerdings einen ersten Kontakt zu einem möglichen Unterstützer bzw. Sponsoren, der Holstenbrauerei bzw. die Holsten AG. Holsten signalisierte die Bereitschaft, uns bei der Fanhaussanierung zu unterstützen. Davon ausgehend sprachen wir den „Hamburger Weg“ an bzw. nahmen Kontakt mit dem HSV-Vermarkter „Sportfive“ auf, welcher die Betreuung der Partner des „Hamburger Weg“ innehat. Die Holsten-AG ist einer der fünf Hauptsponsoren innerhalb dieses Sponsorenbündnis. „Der „Hamburger Weg“ ist ein komplett neuartiges Sponsoring-Konzept, auf dessen Basis der Hamburger SV gemeinsam mit ansässigen Unternehmen ein klares Bekenntnis zur Stadt ablegen und die Bedeutung Hamburgs als Sportstadt auf europäischem Niveau nachhaltig unterstreichen wird. Ein wesentlicher Aspekt der Initiative ist dabei, soziale Verantwortung für die Themen und Menschen der Stadt zu übernehmen und ausgewählte Projekte zu unterstützen“ (Auszug von der HSV-Homepage). Nach einigen weiteren Kontakten und Gesprächen konnten wir schließlich drei Förderer als Partner gewinnen: So sagten uns Vertreter des „Hamburger Weg“, der Holstenbrauerei und der Stadt Hamburg finanzielle und materielle Unterstützung zu und finanzierten das Grundkonzept.
Angesichts des Zustandes des Fanhauses rechneten wir mit Kosten von ca. 15000 €, da der komplette Fußboden erneuert, die Sanitäreinrichtungen umgebaut und diverse Maurer- und Malerarbeiten vorgenommen werden mussten. Außerdem sollte das komplette Mobilar ausgetauscht werden. Nach den ersten Kostenvoranschlägen von Firmen für grundsätzliche Arbeiten (Fußboden, Sanitär, Mobilar) mussten wir unsere finanziellen Planungen allerdings deutlich erweitern und rechnen mittlerweile mit einem gesamten Volumen von ca. 22000 € (Stand 16. Juli 07).
Kurz nachdem wir erste informelle Zusagen unserer Sponsoren bekamen, hatte sich eine Gruppe von 12 engagierten Fans zusammen gefunden, die im weiteren Verlauf als „Fanhaus-AG“ die Planungen übernahm und schließlich in der praktischen Phase mit umsetzen half. Die Fanhaus-AG setzte sich vor allem aus Mitgliedern der Nutzergruppen des Fanhauses zusammen (Chosen Few, E‑Block-Giants, Outsiders), die Gruppe „Poptown“ war zunächst nicht dabei. Dazu setzten wir folgende Rahmenbedingungen:
- Entscheidungen zur Umgestaltung werden im Konsens mit den Nutzergruppen, den Mitgliedern der AG und dem Fanprojekt getroffen
- Das Fanhaus wird nicht in eine Kneipe umfunktioniert und behält seinen Charakter als „Multifunktionsstätte“ und Treffpunkt (u. a. der Mehrzweckraum!)
- Die Fanhaus-AG und Mitglieder der Nutzergruppen beteiligen sich sowohl in der Planung als auch in der konkreten Umsetzung der Vorhaben mit z.B. Eigenarbeit (z.B. Tischler- und Malerarbeiten etc.)
- Die Einbindung möglicher Förderer und Sponsoren (u. a. die Holsten-AG) in die Planung und Umsetzung erfolgt von Beginn an bis zur Fertigstellung und der „Neueröffnung“ des Fanhauses
- Die Planungsphase sollte bis Mitte April abgeschlossen sein, der Umbau und die Neugestaltung von Mai bis August 2007 erfolgen, im August/September die „Neueröffnung“ evt. zu einem Heimspiel öffentlich erfolgen
- Im Rahmen der Neueröffnung wird die Fanhaus-AG in Absprache mit dem Fanprojekt eine (neue) Hausordnung erarbeiten (u. a. unter Berücksichtigung der neuen gesetzlichen Regelungen zum Nichtraucherschutz)
- Der Garten wird zunächst von der Umgestaltung ausgenommen, eine Nutzung durch die Nutzergruppen zu einem späteren Zeitpunkt angestrebt
- Das Haus ist (außen!) denkmalgeschützt, das Versetzen von Mauern (z.B. zwischen Theken- und Mehrzweckraum) z.T. aus statischen Gründen nicht möglich
Nach diesen Maßgaben wurde innerhalb der Fanhaus-AG geplant, konzipiert, gezeichnet und schließlich im Konsens Farbe, Einrichtung, Funktion und durchzuführende Arbeiten beschlossen:
- Komplette Umgestaltung der Küche in einen weiteren Raum
- Umgestaltung des „Kickerraumes“ in eine kleine Küche
- Umgestaltung des „Mehrzweckraumes“ (z.B. Holzvertäfelung)
- Umgestaltung des Thekenraumes (z. B. Umbau Theke, andere Gestaltung Wimpel, Schals, Fahnen usw.)
- Alle Fußbodenbeläge erneuern (Linoleum)
- Erneuerung des gesamten Mobilars (robuste Holztische, ‑bänke und ‑stühle)
- Neue Beleuchtung aller Räume
- Neue farbliche Gestaltung aller Räume
- Anschaffung eines neuen Getränkekühlschrankes, Flachbild-TV
- usw.
Jeder Raum bekam praktisch „Paten“, die sich um die Feinplanung kümmern sollten, außerdem sollten sich einige aus der Gruppe um das Auftreiben weiterer Geldmittel kümmern. In diesem Zusammenhang wurde die Idee einer Spendensammelaktion unter HSV-Fans und entsprechenden Aufrufen geboren. Im Sonderzug nach Nürnberg und vor allem vor dem letzten Heimspiel gegen Alemannia Aachen konnten so dringend benötigte Beträge gesammelt werden. Wir waren von der Resonanz überwältigt, fast 3000 € waren so in kürzester Zeit zusammen gekommen. Hinzu kamen diverse Angebote von Fans, sich an den anfallenden Arbeiten zu beteiligen. Darunter möchte ich stellvertretend für alle Beteiligten ein Angebot besonders hervorheben: Mitglieder des Fanclubs „Der Norden hebt ab“ aus Soltau, die in ihren Reihen sowohl den Besitzer/Chef eines Elektroinstallationsbetriebes als auch einige Mitarbeiter derselben Firma haben, boten an, sämtliche anfallenden Elektroarbeiten ehrenamtlich zu übernehmen und das anfallende Material nur zum Einkaufspreis zu berechnen! Selbstverständlich nicht unerwähnt bleiben darf eine Spende, mit der wir nun gar nicht gerechnet haben: Der Vorstandsvorsitzende des HSV, Bernd Hoffmann, ließ uns für die Umbaumaßnahmen des Fanhauses eine mehr als großzügige private Spende zukommen, obwohl wir in Richtung Vorstand gar nicht informiert oder angefragt hatten. Außerdem möchten wir uns bei Ingo Thiel, Bernd Enge, Horst Becker (HSV-Aufsichtsratsvorsitzender), der HSV-Golfabteilung und dem HSV-Supporters-Club bedanken, die ebenfalls durch Spenden die Sanierung mittragen halfen.
Mit dem Fertigstellen des Berichtes sind die Arbeiten an dem Haus mittlerweile abgeschlossen. Es müssen nur noch ein paar Dekorationsarbeiten erledigt werden.
Alle Wände und Decken wurden z.T. neu verputzt bzw. gespachtelt, gemalt und in zwei Räumen getäfelt, der Fußboden komplett erneuert, der Sanitärbereich z.T. modernisiert, die Küche versetzt und umgebaut. Der Tresenbereich wurde neu aufgebaut, neues Mobilar ist aufgestellt, einiges an Einrichtung und Deko noch angeschafft und aufeinander abgestimmt sowie (HSV-)fangerecht gestaltet. Bis Mitte August war das Fanhaus geschlossen, dann wurde es feierlich neu eröffnet. Die Hilfsbereitschaft aller Fachleute und Helfer war gut — besonders die jungen Fans der „CFHH-Rookies“, die sich Blasen an die Hände geschliffen haben, seien hier stellvertretend für alle erwähnt. Einige Impressionen sind auf den Fotos ja zu sehen. Selbstverständlich werden alle Beteiligten in den Räumlichkeiten gewürdigt.
Vor dem Heimspiel des HSV gegen Bayer Leverkusen am 18. August wurde das Fanhaus (für die Fans) wiedereröffnet. In diesem Zusammenhang wurde mit den in der Planungsgruppe beteiligten Fans noch eine neue Hausordnung erarbeitet, die u.a. vorsieht, das Fanhaus zum Nichtraucherhaus zu machen. Da wir ohnehin die entsprechenden gesetzlichen Regelungen demnächst umsetzen müssen (und wollen!), gelten diese Bestimmungen seit der Neueröffnung. Selbstverständlich werden wir für all die (noch) rauchenden Fans im oben erwähnten Garten einen akzeptablen, regengeschützten Bereich einrichten, in dem man seiner Sucht nachgehen kann, ohne andere zu beeinträchtigen.
Ich denke, dass es sich bei diesem Projekt nicht nur einfach um eine größere Renovierung gehandelt hat, sondern dass wir durch die intensive Beteiligung von Fans, Teilhabe, Mitbestimmung, Mitverantwortung und aktives Mitarbeiten an dem Projekt möglich gemacht haben. Das (praktische) Ergebnis kann sich ohnehin sehen lassen.
Austausch mit Polen
HSV Fans zu Gast in Katowice — 17. bis 23. 08.2009
Nach dem „Nationalen Konzept Sport und Sicherheit“ sind die Vermittlung demokratischer und humanitärer Prinzipien und Werte, der Abbau extremistischer Orientierungen, von Vorurteilen und Feindbildern sowie das Engagement gegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit im Fußballzusammenhang wichtige Ziele der Fanprojekt-Arbeit. Nun wird hoffentlich Jeder sagen oder zumindest denken, dass das eine ganz tolle und wichtige Sache ist, sich vielleicht aber auch fragen, auf welche Weise sich dieses doch recht ambitioniert klingende Ziel erreichen lässt. Am besten durch die Umsetzung in der Praxis, „Learning by doing“ sozusagen.
Genau das war der Hintergedanke bei dem in den Sommerferien dieses Jahres realisierten Austauschprojekt zwischen jugendlichen HSVFans und Anhängern des polnischen Zweitligisten GKS Katowice. Martin Zajonc vom HSV-Fanprojekt stellte den Kontakt nach Katowice her, nachdem er zuvor Marcin Dzedzej kennen gelernt hatte, der für GKS arbeitet und im Rahmen seiner Tätigkeit begonnen hat, Jugendarbeit rund um den Verein anzubieten. Über viele Wochen hinweg glühten die Telefondrähte zwischen Deutschland und Polen, was zur Folge hatte, dass die beiden es tatsächlich geschafft haben, ein genauso großartiges wie umfangreiches Programm auf die Beine zu stellen.
Am Morgen des 17. Augusts war es dann endlich so weit: Ein Kleinbus aus Hamburg machte sich auf die etwa 800 km lange Reise in die oberschlesische Industriestadt Katowice. Nach unserer Ankunft am Abend, einer Pizza zur Stärkung und der dringend notwendigen Schlafpause konnte das Programm am Dienstag starten. Dieser Tag stand ganz im Zeichen des Fußballs. So waren wir zunächst im Stadion von GKS Katowice zu Gast, wo wir vom Vereinspräsidenten offiziell begrüßt worden sind. Nach einer interessanten Stadionführung besuchten wir an diesem Tag noch das Schlesische Nationalstadion und das Stadion von Ruch Chorzow, dem ungeliebten Nachbarn von GKS. Auch jugendliche Fußballfans haben bereits ein Faible für Tradition, und so leuchtete angesichts sehr individueller, mitunter schon arg heruntergekommener Spielstätten so manches Augenpaar. In den folgenden Tagen haben wir uns allerdings nicht nur mit Fußball beschäftigt, sondern haben auch die Geschichte der Region, wenn man so will also Land und Leute kennen gelernt. So waren wir in einem Bergwerk in Zarbze 170 m unter der Erde, haben etwas über die Geschichte der Solidarnosz-Bewegung erfahren und ein altes Schloss besichtigt. Am Freitag machten wir uns auf den Weg in die nahe Katowice gelegene Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau, wo wir uns mit der erschütternden Geschichte vertraut machten. Das war gewiss kein netter Sommerausflug, aber aus unserer Sicht ein wichtiger Bestandteil unseres Aufenthalts. Wo, wenn nicht direktvor Ort kann man versuchen zu verstehen,was vor knapp 70 Jahren vor unserer Haustür stattgefunden hat und gleichzeitig den festen Willen entwickeln, dass so etwas nie wieder passieren darf? Nach einer ereignisreichen Woche stand das Wochenende selber wieder ganz im Zeichen des Fußballs. Zunächst versuchten wir selber unser Glück auf dem grünen Rasen, mussten allerdings gegen die technisch versierten Polen eine 4:8‑Niederlage einstecken. Das machte allerdings nichts, denn bei diesem Spiel konnte wirklich von Fair Play die Rede sein.
Wir hatten die Anhänger von GKS Katowice bereits zu Beginn der Woche kennen gelernt und gemeinsam mit ihnen tagsüber viel unternommen sowie abends viele nette Stunden verbracht. Das Eis war schnell gebrochen und es entwickelte sich untereinander ein sehr freundschaftliches Verhältnis. Insofern schmerzte die Niederlage kein Stück, denn viel wichtiger als auf’m Platz war in unserem Fall abseits des Platzes, und hier kann man auf jeden Fall davon sprechen, dass jeder Teilnehmer viele tolle Eindrücke für sich gewinnen konnte. Am Abend waren wir dann beim Ligaspiel zwischen GKS Katowice und Gornik Leczna. Zweite Liga Polen, ein 0:0‑Unentschieden und im Gegensatz zum Rest der Woche Regenwetter – das hatte Charme, das passte alles irgendwie zusammen! Abschließend kamen wir abends alle noch einmal in einem Pub in der Innenstadt zusammen, wo wir die hinter uns liegende Woche Revue passieren ließen, E‑Mail-Adressen austauschten und schon mal ein wenig planten, was wir beim geplanten Gegenbesuch der polnischen Gruppe alles unternehmen könnten, der bereits für Februar oder März 2010 geplant ist.
Am Sonntag, den 23. August, mussten wir viel zu früh aufstehen, da wir pünktlich in Wolfsburg sein wollten, um den Sieg unserer Elf beim VfL zu feiern. Hat alles bestens geklappt: Wir waren pünktlich vor Ort und haben 4:2 gewonnen. Das perfekte Ende einer tollen Woche!
Wer der Meinung ist, dass sich das alles ziemlich gut anhört, der sollte Augen und Ohren offen halten und beim nächsten Mal selber dabei sein! Wir werden rechtzeitig über den Gegenbesuch der polnischen Jungs und Mädels informieren. Eine erneute Austauschfahrt ist bereits in Planung. Wohin, das wird aber noch nicht verraten!
Quelle: Supporters News Nr. 60
Fans aus Katowice zu Gast in Hamburg — 29.04. bis 05.05. 2010
Im Sommer letzten Jahres war ja schon eine kleine Gruppe von Hamburger Fans nach Katowice gefahren, um an einem Austausch teilzunehmen. Wir lernten dort andere Fans des polnischen Zweitligisten GKS Katowice kennen, die uns in der Woche, die wir dort zu Besuch waren, Land, Leute und die Geschichte der Oberschlesischen Region zeigen sollten.
Ende April/Anfang Mai (29.4. – 5.5.) war es nun endlich Zeit für den Besuch der polnischen Fans in Hamburg. Auch diese Woche steckte voller Programm, denn wir wollten unseren Gästen auch die verschiedenen Facetten unserer Stadt, speziell aber die „Fußballlandschaft“ in Hamburg zeigen.
So begann die Woche für die polnischen Teilnehmer am 29. April mit der Hinfahrt nach Hamburg. Nachdem sie die ganze Nacht in Richtung Hansestadt unterwegs gewesen waren, war nach dem Einchecken in der Jugendherberge an eine Pause aber gar nicht zu denken, stand doch sofort der erste Programmpunkt auf dem Plan. Unsere erste Station sollte dann der St. Pauli Fanladen sein – wie gesagt, das Ziel war, die gesamte Hamburger „Fußballlandschaft“ vorzustellen:-) – wo uns dann einer der Mitarbeiter einen kleinen Vortrag über den Fanladen, dessen Entstehung, Aktionen und Ziele hielt. Nach dem Fanladenbesuch, ging es nun Richtung Millerntorstadion, um das zweitgrößte Fußballstadion Hamburgs zu besichtigen.
Den Abschluss des Tages bildete dann der Besuch des Spiels von Victoria Hamburg gegen Altona 93 und ein anschließender Grillabend. Danach ging es für die polnische Gruppe aber schnellstens zurück in die Jugendherberge, denn fast alle waren schon seit weit mehr als 24 Stunden auf den Beinen und man konnte ihnen ansehen, dass eine Pause für sie unbedingt nötig war.
Aller (verständlichen) Erschöpfung zum Trotz, sollten unsere Besucher am nächsten Tag gleich in den Genuss kommen, einen ungefährdeten Sieg des HSV gegen den 1.FC Nürnberg und das schönste Stadion Deutschlands von Innen zu Gesicht zu bekommen. Angefangen hatte der Tag mit einem Treffen im Fanhaus, von wo es dann Richtung Stadion ging und man sich gemeinsam das Volksparkett ansah.
Im späteren Gespräch am Abend, der gemeinsam auf dem Kiez verbracht wurde, konnte man dann heraushören, wie beeindruckt sie von der Kulisse im Stadion waren (obwohl die Stimmung an diesem Spieltag zugegebenermaßen nicht die beste war) und auf die Frage, welches Stadion denn jetzt schöner wäre, war die Antwort (natürlich) das Stadion des HSV. Wie sollte es auch anders sein?!
Am Sonntag war der erste Programmpunkt erst für den Nachmittag angesetzt, denn alle Beteiligten wollten die Vormittagsstunden für eine eigene Stadterforschung nutzen. So trafen wir uns dann erst am Nachmittag um drei Uhr am „Uwe Seeler-Fuß“ vor dem Stadion und machten gemeinsam eine Stadionführung durch die Arena, im Laufe derer unsere Besucher auch die Bereiche zu sehen bekamen, die sie am Tag zuvor noch nicht gesehen hatten. Danach ging es für alle noch ins Vereinsmuseum, damit sich auch unser Besuch aus Katowice von der langen und ruhmreichen Geschichte des HSV überzeugen konnte.
Am Abend stand der Besuch einer Beachsoccer-Halle auf dem Plan, wo man das Rückspiel des Spiels in Katowice ausgetragen hat. Endstand der Partie 6:4 für unsere Gäste. Wir wollten auch in dieser Hinsicht gute Gastgeber sein:-). Der Abschluss des Tages war dann ein gemeinsames Essen.
Der Montagmorgen sollte dann erstmal losgelöst von Fußballthemen starten. An diesem Tag stand ein Stadtrundgang auf dem Plan, im Laufe dessen zum Beispiel das Rathaus oder die Europapassage gezeigt wurden. Am Nachmittag hatte die Austauschgruppe einen Termin bei FSE (Football Supporters Europe). In den Büros von FSE wurde die Arbeit der europäischen Fanorganisation vorgestellt. In einer abschließenden Diskussion wurden Themen wie z.B. EM 2012 in Polen oder Unterstützung durch FSE bei fanspezifischen Projekten in Katowice, besprochen. Den Abschluss des Tages bildete dann ein gemeinsames Essen im Fanhaus. Dieses Mal wurde aber selbst gekocht und am Ende konnte sich der Bauch mit einer typisch schlesischen und einer typisch deutschen Erbsensuppe sättigen.
Auch der letzte Tag war dann noch mal geprägt von der hamburgischen Geschichte. Zuerst war eine Hafenrundfahrt angesetzt, danach der Besuch des Museums für Hamburgische Geschichte und des St. Nikolai Mahnmals. Am Ende des Tages stand dann noch mal ein gemeinsames Treffen der deutschen und polnischen Jugendlichen, bei dem die zurückliegende Woche noch mal zusammengefasst wurde. Im Laufe dieses Gespräches konnte man von unseren polnischen Gästen erfahren, dass dieser Besuch für sie ganz viel Wert war und sie unsere Stadt (und auch unseren Verein) lieb gewonnen haben und weitere Besuche hier nicht ausschließen würden. Des Weiteren fanden auch die ersten Vorgespräche für ein mögliches, neues Projekt statt.
Ich denke, diese Woche war am Ende rundum gelungen und zufrieden stellend. Die Kontakte, die wir im Vorjahr geknüpft hatten, konnten noch einmal aufgefrischt und vertieft werden.
Eine weitere gemeinsame Aktivität wird seitens des Fanprojektes bereits geplant.
Simon Gnauck (Teilnehmer)
Hinter euren Zäunen
Ein dokumentarisches Spektakel mit HSV-Fans im Thalia-Theater in der Gaußstraße 190 (HH-Altona)
Der Fan an sich ist Traditionalist. Das Herz gehört dem Fußballverein, auch wenn die teuer eingekauften Spieler längst keine Identifikationsträger mehr sind und das Spiel zunehmend zum Event wird.
„Es geht darum, aktive Fans aus den Stadien zu drängen, um eine möglichst klinisch saubere WM zu bekommen“, wird Philipp Markhardt, einer der Mitwirkenden des Projekts in einem Bericht über Fankultur in der Frankfurter Sonntagszeitung (12.6.05) zitiert. Die Sicherheitsdebatten im Hinblick auf die WM 2006 werden ebenso Thema sein, wie die Kommerzialisierung des Fußballs. Um Fantum, um jugendliche Selbstermächtigung geht es in dem Projekt, das der Regisseur Martin Kreidt gemeinsam mit Leuten aus der HSV-Fanszene über einen Zeitraum von mehreren Monaten erarbeitet hat. Aus ihrem großen Fundus an Erlebnissen, Geschichten und Zitaten wurden der Text und die Spielszenen entwickelt.
Ein echter Fan ist ein ‚Allesfahrer’ und anhand einer Auswärtsfahrt wird aus dem Fan-Leben berichtet: Ankunft in fremden Städten, Berichterstattung vom Austragungsort, Spielfieber und Kameradschaft, Rivalität, Polizei und Gewalt. Zwei Moderatoren, Stephan Schad und Jan Schütte führen durch einen Abend mit Überraschungsgästen, Interviews und Filmeinspielungen, rund um die schönste Nebensache der Welt.
Eine Produktion des Thalia-Theaters Hamburg in Kooperation mit dem HSV-Fanprojekt, mit Unterstützung des Hamburger SV, seinen Fans und mit Unterstützung des Trockendock Hamburg e.V..
Stückentwicklung Martin Kreidt/Christoph Twickel Text Christoph Twickel
Es spielen Jan Schütte und Stephan Schad (Moderation) und die Fans Jörn von Ahn, Morten Armbrecht, Christian Bieberstein, Philipp Eggers, Paul Franz, Christin Maack, Philip Markhardt, Marco Meyer, Henning Pültz, Anna Tobel, Natascha Zinnert
Mit Überraschungsgästen und weiteren Fans des HSV-Fanprojekts
Musik: Abschlach!
Regie Martin Kreidt
Bühne Ina Reuter
Kostüme Susanne Hofmann
Video Andreas Eichhorst , Christoph Twickel
Ensemble Jan Schütte, Stephan Schad
Dramaturgie Christine Ratka
Presseauszüge:
Von der Fankurve auf die Bühne
FK (taz Hamburg)
„Hinter euren Zäunen“: Beinharte HSV-Anhänger spielen sich im Theater FK (taz Hamburg)
Ein „dokumentarisches Spektakel“, so nennen die Theatermacher Martin Kreidt (Regie) und Christoph Twickel (Text) ihr Stück „Hinter euren Zäunen“ – erarbeitet und realisiert mit leibhaftigen HSV-Fans. Ein Jahr lang hat man sich im HSV-Fanprojekt an der Holstenstraße getroffen, hat nach und nach einen Text gefertigt, den es in kleine Spielszenen zu gießen galt. Nicht alle haben durchgehalten. Immer wieder mußten neue Bühnenwillige gefunden werden. Doch nun stehen neun wahre HSV-Fans auf der Bühne des Thalia in der Gaußstraße und absolvieren mit Bravour den Spagat zwischen Fan und Fan-Darsteller.
Enttäuscht von der als elitär empfundenen Vereinsführung, mißtrauisch beobachtet von der Polizei, abgestraft von den Medien, die in ihnen meist nur rauflustige Dumpfbacken sehen, fiebern sie dennoch der Krönung des Fan- Seins entgegen, dem Auswärtsspiel. Getrieben durch eine schlichte Erkenntnis: Wer nicht leidet, kann nicht lieben.Die Darsteller rennen und rutschen und poltern mit Verve über die HSV-blauen Rampen, aus denen allein das Bühnenbild besteht, so wie man klugerweise mit einem Minimum an Requisiten auskommt. Gewiß: Mancher der nuschelt zuweilen etwas, und nicht jeder Scherz zündet punktgenau. Wie das so ist bei Projekten mit Laien, die an allen möglichen Orten anzutreffen sind, nur nicht im Theater. Die Spielfreude der Darsteller in ihrer Ungeschliffenheit und Selbstironie macht das locker wett, und dann sind da auch noch die Profis Stephan Schad und Jan Schütte als Günter Netzer und Franz Beckenbauer, die ganz wunderbar den aalglatten Weg vom ungehobelten Spielerstar zum eloquenten Anzugträger nachzeichnen. Auch Überraschungsgäste treten auf, die für zusätzliche Einblicke in den gemeinen HSV-Alltag sorgen. Bei der umjubelten Première war das der legendäre Masseur Hermann Rieger, der in breitestem Bayerisch von seiner unstillbaren Liebe zum Club und noch mehr zu dieser Stadt berichtete. „Hinter euren Zäunen“ konzentriert sich auf den Kern des Fan-Seins, auf die allwöchentliche Suche nach unbezahlbarer Zugehörigkeit und nur sehr schwer zu erschütternder Treue; es ist kein feinziseliertes Stück für Ästheten, die vergrübelt nach Hause gehen wollen, sondern ein Muß für Zeitgenossen, deren Herzen am Sonnabend nachmittag schneller schlagen und die nicht müde werden, an einen Fußball ohne Käsehäppchen in der VIP-Lounge zu glauben.
Und sei es im Theater.
Fußball, das ist ihr Leben — auf der Theaterbühne
SUSANN OBERACKER (Hamburger MOPO)
Manche schwingen Fähnchen, wir kämpfen mit Fäusten. 30 gegen 30. Für den Verein, für uns — für Hamburg!” Applaus. Es ist eine Gratwanderung, auf die sich das Thalia Theater zum Saisonstart begibt: In der Gaußstraße wurde “Hinter euren Zäunen” uraufgeführt, ein “dokumentarisches Spektakel mit HSV-Fans”. Martin Kreidt hat das Projekt inszeniert — in einer Mischung aus Sozialkunde, Spaß und Gefühlsduselei. Vorab: Die neun Akteure (acht Männer, eine Frau) — allesamt HSV-Fans und blutige Theateramateure — machen ihre Sache hinreißend. Im Rhythmus der Schlagzeug-Beats von der Hamburger Fußball-Punkrock-Gruppe “Abschlach!” stürmen sie über die blaue Rampe, erzählen von Auswärtsspielen, Zusammenstößen mit anderen Fans, grölen Schlachtgesänge. Fußball ist ihr Leben. Und das bringen sie rüber — echt, unverfälscht, mit einer Prise Selbstironie. So ist er, der Typus “Fan” — aber was gibt ihm den Kick? Die Thalia-Schauspieler Stephan Schad und Jan Schütte führen als komische Nummern Beckenbauer und Netzer durch den Abend, geben in der Pause eine Kostprobe: Im Foyer machen sie die Agitatoren, die “Capos”, peitschen das Publikum zu Schlachtgesängen — in einer Sekunde von 0 auf 100. So hurtig geht das: vom Einzelwesen zur Masse Mensch. Am Ende rutscht das “Spektakel” in den Kitsch. Ob gewaltbereiter Hooligan oder friedlicher Fan — alle lieben Hamburg. Und eine warme Welle der Kameradschaft schwappt ins Publikum und spült alles weich.
Poptown-Film
„Poptown Hamburg — Portrait einer Ultragruppe“
Ein Film von Jörn Glagow, Joachim Ranau und den Mitgliedern von „Poptown“
(Junge) Fußballfans werden in der Öffentlichkeit häufig entweder als folkloristisches und für gute Stimmung sorgendes Element in der Fankurve oder als (gewalttätiges) Sicherheitsrisiko für Zuschauer und Passanten in Bahnhöfen, Innenstädten und Stadien wahrgenommen. Eine besondere Rolle in diesem Zusammenhang kommt den seit etwa Mitte der Neunziger Jahren in Deutschland existierenden sogenannten „Ultras“ zu. Eine neuere Fan-Subkultur in Deutschland, die sich nicht mehr allein an englischen Vorbildern und „Fanstilen“ orientiert, sondern nach Südeuropa (Spanien, Italien, Griechenland) schaut. Deren Protagonisten werden von Sozialwissenschaftlern gerne als „actionorientiert“ bezeichnet und verstehen sich als die Fans, die maßgeblich für die Atmosphäre und das Geschehen in den Stadien zuständig sind. Sie organisieren „Choreographien“ – optisch eindrucksvoll gestaltete Fankurven — , texten und dirigieren Sprechchöre sowohl im als auch außerhalb des Stadions, bilden die informelle „Ordnungsmacht der Kurve“ und inszenieren sich selbst mit „Doppelhaltern“, Transparenten, Fahnen und Spruchbändern.
Was sind das für Gruppen bzw. Menschen? Was haben sie für Motive? Verstehen sie sich als jugendliche „Leit-Subkultur“ der Fanszene oder wollen sie nur „ihren Spaß haben“? Was treibt sie stundenlang in „Sonderzüge“, enge Fankurven und wochenlange Vorbereitungen für ihre „Choreo“? Der dokumentarische Film soll helfen, ein möglichst realistisches, authentisches Porträt von jungen Hamburger „Ultras“, der Gruppe „Poptown Hamburg“, zu zeichnen und die Faszination „Fußball“ für Jugendliche erklären helfen. In dem Beitrag kommen auch Personen zu Wort, die ihre Wahrnehmung des Fandaseins — der „Ultra-Mania“ – aus einer ganz anderen Perspektive schildern werden: aus der Perspektive der Verantwortlichen für Verein und Mannschaft.
Copyright: HSV-Fanprojekt
Trikottausch (Film)
Im November 2009 feierte der Kurzfilm “Trikottausch” seine kleine Kinopremiere im ABATON. Es handelt sich dabei um einen Kurzfilm jugendlicher Fußballfans aus Hamburg, der auch schon einige Male auf Hamburg 1 ausgestrahlt wurde.
Unter der Regie von Kay Kusch entstand dabei ein Streifen, bei dem die Jugendlichen selbst Autoren des Drehbuches und Schauspieler vor der Kamera waren.
Besonders bemerkenswert ist dabei die Tatsache, dass es sich (sowohl im Film als auch der Realität) um eingefleischte Fans des HSV und des FC St. Pauli handelt, die nach anfänglicher Skepsis zusammen an der Entstehung und Umsetzung arbeiteten.
Das Gemeinschaftsprojekt des HSV-Fanprojektes und des Fanladen St. Pauli, das finanziell vom Weißen Ring unterstützt wurde, thematisiert die Rivalität zwischen den Stadtrivalen und deren Grenzen, ohne allzu sehr den Finger zu heben.
Die dazugehörige DVD gibt es auf Anfrage bei uns.
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