Teil I in Katowice
HSV Fans zu Gast in Katowice — 17. bis 23. 08.2009
Nach dem „Nationalen Konzept Sport und Sicherheit“ sind die Vermittlung demokratischer und humanitärer Prinzipien und Werte, der Abbau extremistischer Orientierungen, von Vorurteilen und Feindbildern sowie das Engagement gegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit im Fußballzusammenhang wichtige Ziele der Fanprojekt-Arbeit. Nun wird hoffentlich Jeder sagen oder zumindest denken, dass das eine ganz tolle und wichtige Sache ist, sich vielleicht aber auch fragen, auf welche Weise sich dieses doch recht ambitioniert klingende Ziel erreichen lässt. Am besten durch die Umsetzung in der Praxis, „Learning by doing“ sozusagen.
Genau das war der Hintergedanke bei dem in den Sommerferien dieses Jahres realisierten Austauschprojekt zwischen jugendlichen HSVFans und Anhängern des polnischen Zweitligisten GKS Katowice. Martin Zajonc vom HSV-Fanprojekt stellte den Kontakt nach Katowice her, nachdem er zuvor Marcin Dzedzej kennen gelernt hatte, der für GKS arbeitet und im Rahmen seiner Tätigkeit begonnen hat, Jugendarbeit rund um den Verein anzubieten. Über viele Wochen hinweg glühten die Telefondrähte zwischen Deutschland und Polen, was zur Folge hatte, dass die beiden es tatsächlich geschafft haben, ein genauso großartiges wie umfangreiches Programm auf die Beine zu stellen.
Am Morgen des 17. Augusts war es dann endlich so weit: Ein Kleinbus aus Hamburg machte sich auf die etwa 800 km lange Reise in die oberschlesische Industriestadt Katowice. Nach unserer Ankunft am Abend, einer Pizza zur Stärkung und der dringend notwendigen Schlafpause konnte das Programm am Dienstag starten. Dieser Tag stand ganz im Zeichen des Fußballs. So waren wir zunächst im Stadion von GKS Katowice zu Gast, wo wir vom Vereinspräsidenten offiziell begrüßt worden sind. Nach einer interessanten Stadionführung besuchten wir an diesem Tag noch das Schlesische Nationalstadion und das Stadion von Ruch Chorzow, dem ungeliebten Nachbarn von GKS. Auch jugendliche Fußballfans haben bereits ein Faible für Tradition, und so leuchtete angesichts sehr individueller, mitunter schon arg heruntergekommener Spielstätten so manches Augenpaar. In den folgenden Tagen haben wir uns allerdings nicht nur mit Fußball beschäftigt, sondern haben auch die Geschichte der Region, wenn man so will also Land und Leute kennen gelernt. So waren wir in einem Bergwerk in Zarbze 170 m unter der Erde, haben etwas über die Geschichte der Solidarnosz-Bewegung erfahren und ein altes Schloss besichtigt. Am Freitag machten wir uns auf den Weg in die nahe Katowice gelegene Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau, wo wir uns mit der erschütternden Geschichte vertraut machten. Das war gewiss kein netter Sommerausflug, aber aus unserer Sicht ein wichtiger Bestandteil unseres Aufenthalts. Wo, wenn nicht direktvor Ort kann man versuchen zu verstehen,was vor knapp 70 Jahren vor unserer Haustür stattgefunden hat und gleichzeitig den festen Willen entwickeln, dass so etwas nie wieder passieren darf? Nach einer ereignisreichen Woche stand das Wochenende selber wieder ganz im Zeichen des Fußballs. Zunächst versuchten wir selber unser Glück auf dem grünen Rasen, mussten allerdings gegen die technisch versierten Polen eine 4:8‑Niederlage einstecken. Das machte allerdings nichts, denn bei diesem Spiel konnte wirklich von Fair Play die Rede sein.
Wir hatten die Anhänger von GKS Katowice bereits zu Beginn der Woche kennen gelernt und gemeinsam mit ihnen tagsüber viel unternommen sowie abends viele nette Stunden verbracht. Das Eis war schnell gebrochen und es entwickelte sich untereinander ein sehr freundschaftliches Verhältnis. Insofern schmerzte die Niederlage kein Stück, denn viel wichtiger als auf’m Platz war in unserem Fall abseits des Platzes, und hier kann man auf jeden Fall davon sprechen, dass jeder Teilnehmer viele tolle Eindrücke für sich gewinnen konnte. Am Abend waren wir dann beim Ligaspiel zwischen GKS Katowice und Gornik Leczna. Zweite Liga Polen, ein 0:0‑Unentschieden und im Gegensatz zum Rest der Woche Regenwetter – das hatte Charme, das passte alles irgendwie zusammen! Abschließend kamen wir abends alle noch einmal in einem Pub in der Innenstadt zusammen, wo wir die hinter uns liegende Woche Revue passieren ließen, E‑Mail-Adressen austauschten und schon mal ein wenig planten, was wir beim geplanten Gegenbesuch der polnischen Gruppe alles unternehmen könnten, der bereits für Februar oder März 2010 geplant ist.
Am Sonntag, den 23. August, mussten wir viel zu früh aufstehen, da wir pünktlich in Wolfsburg sein wollten, um den Sieg unserer Elf beim VfL zu feiern. Hat alles bestens geklappt: Wir waren pünktlich vor Ort und haben 4:2 gewonnen. Das perfekte Ende einer tollen Woche!
Wer der Meinung ist, dass sich das alles ziemlich gut anhört, der sollte Augen und Ohren offen halten und beim nächsten Mal selber dabei sein! Wir werden rechtzeitig über den Gegenbesuch der polnischen Jungs und Mädels informieren. Eine erneute Austauschfahrt ist bereits in Planung. Wohin, das wird aber noch nicht verraten!
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